Kreativität

Ästhetische Bildung ist in vielen  Bildungsbereichen zu finden. Sie erfasst alle Ausdrucksformen des Kindes (Sprache, Mimik und Gestik, Singen und Musizieren, Bewegen und Tanzen). In diesem Bildungsbereich legen wir in der Kinderstube besonderen Wert darauf, dass die Kinder kreative und phantasievolle Lösungsstrategien im Rahmen ihrer Vorhaben entwickeln, denn diese Fähigkeit ist auch in Bereichen wie z.B. Mathematik, Naturwissenschaft und Technik gefragt. Kreativität heißt für uns deshalb, dass ein Kind:

  • ein Problem selbständig erkennt
  • sich überlegt, wie es gelöst werden kann
  • sein bisheriges Wissen und seine Erfahrungen in diese Überlegungen einbringt

Der Erwachsene als Begleiter

Der Erwachsene hat im kreativen nur begleitende Funktion bzw. gibt Anregungen, um klare Zielvorstellungen zu formulieren bzw. er vermittelt technische Fertigkeiten und gibt Hilfestellung.

Wichtig ist für uns, dass der Erwachsene dem Kind nichts vorweg nimmt und ihm nicht seine Ideen überstülpt. Es legt selbst fest, wie es etwas machen möchte und der Erwachsene wartet ab, bis er um Hilfe gebeten wird. Im kreativen Bereich ist das Spielen und Experimentieren ein tragendes Element. Nur durch eigene Versuche, Erfahrungen und Irrtümer kann das Kind seinen Weg zum Ziel finden.

Unser Ziel ist es, Kinder in ihrer Unabhängigkeit zu unterstützen, um sie zu selbstbewussten und selbständigen Handlungen zu führen. Kreativ sein bedeutet: NEUE WEGE SUCHEN, SEHEN UND GEHEN.

Einem Kind fehlt z. B. das entsprechende Material für sein Vorhaben. Die Überlegungen könnten sein:

  • Was kann ich stattdessen verwenden?
  • Was kann ich dementsprechend umwandeln?

Das Kind soll befähigt werden:

  • Vorhandenes in Frage zu stellen
  • sich an Neues heranzuwagen
  • Gegebenes Weiterzuentwickeln
  • seine Selbständigkeit möglichst weit auszubauen

Respekt vor der Kreativität der Kinder

Dies bedeutet für uns, die Kreativität der Kinder zu erkennen und zu respektieren, denn durch diese Prozesse lernen die Kinder:

  • ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen
  • Problemen nicht aus dem Weg zu gehen
  • nach Lösungen zu suchen
  • Gefühle wie Glück, Erfolg und Lebensfreude zu erleben

Wir setzen das Vertrauen in die Kinder, dass sie es schaffen werden und unterstützen bzw. bestärken sie in ihren Fähigkeiten. Dabei versuchen wir während der kreativen Prozesse möglichst wenige Verbote, Gebote und Belehrungen auszusprechen. Wir wollen die Aktivitäten der Kinder nicht kontrollieren, denn dies nimmt ihnen die Motivation und sie spüren, wenn wir den Prozess steuern.

Wir geben den Kindern genug Zeit, sich mit dem Material vertraut zu machen. Wir wollen z. B. Tiere aus Pappmachee anfertigen: Das Kind kann vorher mit dem Material matschen, panschen und umformen. Es legt in einem gewissen Rahmen selbst fest, ab wann es aus dem Material ein Tier gestaltet.

Wichtig ist uns eine liebevolle Atmosphäre, in der das Kind sich aufgehoben fühlt und seine Kreativität entwickeln kann. Denn nur dann hat es die Gelegenheit, Eindrücke, Fantasien, Wünsche und Träume zu verwirklichen. In diesem Rahmen wird es dann möglich, dass das Kind auch in ihm vorhandene Ängste durch kreative Prozesse abbaut. Außerdem macht die Freude, Neues zu schaffen zufrieden, stolz und stark.

Kreativität und ihre Auswirkungen auf andere Bereiche

Die Entfaltung der Kreativität wirkt sich auf alle Bereiche der kindlichen Entwicklung aus. Dadurch, dass das Kind seinem Inneren einen äußeren Ausdruck verleihen kann (z. B. durch Malen, Formen, Bauen, Singen und Tanzen), findet es leichter zu einem inneren Gleichgewicht. Kreative Prozesse sind häufig auch wichtige Gemeinschaftsprozesse. Es entstehen oft Situationen, in denen gemeinsames Handeln wichtig ist und die Hilfe anderer nötig wird.

Ästhetik

Wir sehen es als unsere Aufgabe, die Kinder an die Vielfalt von Materialien und Techniken heranzuführen, denn dies ist ein Kernbereich ästhetischer Bildung. Wichtig ist dabei eine differenzierte Materialienauswahl, die besonders darauf achtet, kein vorgedachtes oder vorgestanztes Bastelmaterial zu verwenden. Dabei wollen wir den Kindern Erfahrungen mit natürlichen (wie z. B. Holz, Wolle, Papier, Stoffe, Blätter, Moos oder Rinde) und künstlichen (wie z.B. Kunststoffe, Glas oder Metalle), mit formbaren (z. B. Ton, Knetmasse und Sand) und festen Stoffen (z. B. Holz und Stein) ermöglichen. Die Arbeit mit diesen Materialien und die Verwendung von Werkzeugen, zu deren Bearbeitung stärken besonders gestalterische, grob- und feinmotorische Fähigkeiten. Des Weiteren ermöglichen wir den Kindern das Experimentieren mit verschiedenen Mal und Gestaltungstechniken, wie z. B. malen mit Wachs- und Wasserfarben, Marmorier-, Spritz-, Puste-, Klatsch-, Murmel-, Faden-, Schwamm- und Kleistertechnik.

Während unserer Freispielzeit haben die Kinder die Möglichkeit, stets frei und spontan zu Zeichnen und zu Malen, denn dabei setzen sie sich mit ihrer Lebenswelt, mit ihren Erlebnissen und Erfahrungen auseinander. In den Bildern spiegelt sich das Leben des Kindes und seine Sicht von der Welt und den Dingen wieder. Die Kinder bekommen bei uns Zeit und Ermunterung zu solchen Prozessen. Keinesfalls bewerten bzw. kritisieren wir die Bilder der Kinder und ihr Tun sollte unter keinerlei Leistungsdruck stehen.

Uns ist es wichtig, dass sie z. B. Bedrückendes bzw. Bedrohliches, sowie Furchteinflößendes zu Papier bringen können, um somit die Möglichkeit zu erhalten, dieses zu verarbeiten.

Wir bringen den Werken der Kinder Wertschätzung entgegen und sie werden in unseren Räumen ausgestellt bzw. anschließend in einer Mappe gesammelt, welche die Kinder zum Schuleintritt mit nach Hause nehmen dürfen.

Ästhetisch Bildung – das Erleben mit allen Sinnen

Ästhetische Bildung spricht das Kind in seiner Gesamtpersönlichkeit an. Ganzheitlich versucht sie Kopf (Kognition), Herz (Emotion) und Hand (Motorik) zugleich zu erreichen. Das Kind erschafft unter Einsatz seiner ganzen Kräfte verschiedenste Arbeiten. Bei uns ist es stets Hauptakteur in diesem Gestaltungsprozess. Im Vordergrund steht dabei der Prozess und nicht allein das zu erreichende Ziel. Die Kinder gewinnen viel an Selbstvertrauen, wenn sie am Ende ihres Tuns stolz ein Ergebnis vorweisen können. Jedoch bemühen wir uns auch bei Misserfolgen den Kindern zu zeigen, dass wir ihren Versuch wertschätzen und sie auch dafür anerkennen.

Besonders in diesem Bereich wünschen wir uns die Mithilfe der Eltern, indem sie z. B. Materialien sammeln und mitbringen, eigene Fähigkeiten einbringen und den kreativen Prozess ihrer Kinder stets wertschätzend begleiten. Als Fachkräfte wollen wir uns ebenfalls experimentierfreudig auf diese gemeinsamen Prozesse mit den Kindern einlassen, denn wir möchten das vom Kind gesteckte Ziel zusammen mit ihm erreichen. Spaß und Freude am Umsetzen allerlei kreativer Ideen sind hier von zentraler Bedeutung für uns.